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  • Funkenfeuer oberhalb von Oberthalhofen

Funkenfeuer

Das Funkenfeuer, oder auch kurz nur Funken genannt, ist ein alter Feuerbrauch, der heute noch besonders im schwäbisch-alemannischen Raum (Vorarlberg, Liechtenstein, Schweiz, Schwarzwald, Allgäu, Oberschwaben sowie im Tiroler Oberland und Vinschgau) verbreitet ist. Jedes Jahr am Funkensonntag werden die sogenannten Funken abgebrannt. Mit Funkensonntag bezeichnet man den ersten Sonntag nach Aschermittwoch, also den ersten Fastensonntag.

Der Funken ist meist ein aufgeschichteter Holzturm, der nach Einbruch der Abenddämmerung unter den Augen der Dorfbewohner angezündet wird. Dabei erreicht unser Funken über 8 Meter Höhe, so dass er weit im Illertal gesehen werden kann.

Am Samstag vor dem Funkensonntag wird mit dem Aufbau des Funkens begonnen und das gesammelte Holz an den Funkenplatz, oberhalb des Feuerwehrhauses in Oberthalhofen gebracht. Der Funken besteht aus einem kunstvoll aufgeschichteten Holzturm. Im Inneren wird das weitere gesammelte Brennmaterial untergebracht. Den Mittelpunkt des Turmes bildet die Funkenstange, ein bis auf den Wipfel entasteter dünner Baumstamm, auf dessen Spitze eine Funkenhexe hängt.

Nach Einbruch der Dunkelheit um ca. 19.30 Uhr werden die Funken angezündet. Die Dorfbewohner beobachten die Prozedur. Erreichen die Flammen des Funkens die Funkenhexe und sie verbrennt vollständig, verheißt dies besonderes Glück. Es gilt allgemein als schlechtes Omen, wenn der Funken umfällt, bevor die Hexe verbrannt ist.

Funkensonntag 2014

Der Ursprung dieses Brauches ist, obwohl er außergewöhnlich früh schon belegt ist, unklar. Frühe Überlegungen dazu gingen meist davon aus, dass es sich um Überreste eines heidnisch-germanischen Brauchtums zur Vertreibung des Winters sei. Diese Deutung ist etwa bei dem Landeshistoriker und Priester Josef Thaler zu finden, der in einem Gedicht mit dem Titel „Lertha“ aus dem Jahre 1798 die Funkenfeuer im christlichen Sinne interpretierte. Er sah den Brauch als Rest aus dem Heidentum, der von den gegenwärtigen „Enkeln“ jedoch zum Lob Gottes und zu sittlicher Hebung durchgeführt wird. Auch Franz Josef Fischer spricht 1921 in seinem Buch Der Funken und Küachlesonntag in Vorarlberg und Liechtenstein unter anderen die Möglichkeit eines heidnischen Ursprungs an. Die heidnische Interpretation wurde im 19. und noch im 20. Jahrhundert auch von der volkskundlichen Wissenschaft stark verbreitet, und ist heute die landläufige Erklärung des Brauches. Die moderne europäische Ethnologie zeichnet ein etwas differenzierteres Bild. Überlieferung und Termin des Brauchs zeigen einen engen Zusammenhang mit dem Ende der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht und damit dem christlichen Jahreslauf. Genauer gesagt ist der Termin ein Überbleibsel des früheren Beginns der Fastenzeit (daher in manchen Gegenden auch Alte Fasnacht genannt). Auf der Synode von Benevent im Jahr 1091 wurde der Termin auf den Aschermittwoch verlegt. Bereits zu dieser Zeit war der Funkenbrauch also so stark in den christlichen Kalender integriert, dass er in manchen Regionen den Termin am ehemaligen Beginn der Fastenzeit trotz deren Verlegung weiter beibehielt.

Die stolzen Funkenbauer